Bildzeitung, Journalisten, die Bundesagentur für Arbeit und das Gemisch aus Lügen, Halbwahrheiten und Wahrheiten

Foto: Sebastian Ballard, \"Job-Center Mannheim\"

Im März 2011 titelten fast alle Gazetten -allen voran die BILD-Zeitung landauf, landab:


"Rekord!1 Mio Hartz-IV-Empfänger in Jobs vermittelt - Noch nie wurden so viele Hartz-IV-Empfänger vermittelt wie 2010!"

(Schlagzeile auf Bild-Online vom 28.03.2011 - 23:58 Uhr)

 

Aus heutiger Sicht war das reine "Heile-Welt-Propaganda". Die objektive Wirklichkeit sah so aus:

  • 539942 Dauerarbeitslose hatten sich den neuen Job selbst gesucht
  • 120816 Dauerarbeitslose wurden durch die Jobcenter vermittelt
  • ca. 300000 müssen sonstige Abgänge (Rente etc. gewesen sein)
  • die Zahl der Dauerarbeitslosen sank per Saldo nur um 60000, da einer Million "vermittelter" Dauerarbeitsloser ca. eine Million neuer Dauerarbeitslose entgegenstanden

Also nur 60000 Dauerarbeitslose weniger, nicht eine Million, wie man hätte aus den Schlagzeilen schließen können. Und nur 12 Prozent der "Vermittlungen" standen in Zusammenhang mit dem Tätigwerden der Jobcenter, 54 Prozent der Erfolge, die den Jobcentern zugesprochen wurden, waren reine Eigeninitiative und der Rest ist sonst wie aus der Statistik verschwunden.

 

Lassen wir zunächst Wilhelm Adamy, DGB Arbeitsmarktexperte und Mitglied des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit, zu Wort kommen:

 

"Es ist keinesfalls ein Rekord, trotz anziehender Konjunktur haben immer noch weniger Hartz-IV-Empfänger einen Job gefunden als 2007 ... Zum zweiten muss man berücksichtigen, dass jeder Zweite, der einen Job gefunden hat, nach kurzer Zeit wieder ins Hartz-IV-System zurückfällt, also der Job nur sehr sehr befristet ist ... Hier wird eine Erfolgsmeldung produziert, die so in Wahrheit keinen Bestand hat."

Daher können wir es getrost ungeklärt lassen, ob die Bundesagentur in ihrer Pressemitteilung tatsächlich von "Integration auf dem Arbeitsmarkt", die schon eintritt, wenn der Betroffene für sieben Tage in Lohn und Brot war, oder von "Vermittlung" die Rede war, wie BILD und die Journalisten behaupten.  

 

So oder so hat man versucht, uns hinters Licht zu führen. Uns eine "Heile Welt" vorzugaukeln, damit wir denken: Alles in bester Ordnung. Da brauchen wir nicht gegen die Dauerarbeitslosigkeit zu kämpfen. Sie ist nicht chronisch. Die 30-Stunden-Woche an fünf Tagen von Montag bis Freitag bei vollem Lohn- und Personalausgleich als Beitrag zur Senkung der Massenarbeitslosigkeit brauchen wir nicht.

 

Quelle: Kritische Standpunkte

Foto: Sebastian Ballard, "Job-Center Mannheim"; this file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

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