Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem alle Macht vom Volke ausgeht. Dachten wir jedenfalls, bis wir am Ende der Reportage "Arm bis ans Lebensende - Wie Bankkunden abgezockt werden" erfahren haben, dass der Bankensenat des Bundesgerichtshofes "volkswirtschaftiche Gesichtspunkte" über das Recht stellt, wenn die Deutsche Bank unser Prozessgegner ist.
Darf man da mal die Frage stellen, ob diesem "Rechtsstaat" vielleicht alle Macht von den "Big Players", dem internationalen Finanzkapital, zu dem die Deutsche Bank zu rechnen ist, ausgeht?
Jedenfalls will die Deutsche Bank unbedingt an das Geld ran, das wir in Zukunft vielleicht mal hart erarbeiten werden. Und das geht nur mittels eines Darlehensvertrags. Das heißt, die Deutsche Bank spekuliert darauf, dass wir künftig dafür schuften, dass wir ihren Maximalprofit ermöglichen, indem wir ihr Zins und Tilgung in den Rachen werfen.
Nun machen wir das ja nicht so ohne weiteres, einen Darlehensvertrag bei der Deutschen Bank abschließen. Da bedarf es schon einiger Tricksereien. Wir wissen, dass wir uns im Alter wegen der regierungsamtlichen andauernden Rentenkahlschläge sicher in einer recht schwierigen Lage befinden werden. Wir haben also Bedarf an einer Altersvorsorge. Das kann eine Immobilie sein. Oder wir wollen unsere hohe Steuerlast senken. Das geht unter bestimmten Voraussetzungen durch den Erwerb einer Immobilie.
Soweit ist daran ja zumindest mal nichts rechtswidriges. Bedenklich wird es allerdings, wenn Menschen Darlehensverträge zur Finanzierung von Eigentumswohnungen aufgeschwatzt werden und die Bank sich dazu Vasallen bedient, deren einziges Lebensziel es ist, in Saus und Braus auf Kosten anderer zu leben.
Drei Fälle von KleinangerInnen zeigt der Film; Arbeiter und Intellektuelle, die eines eint: Sie wurden Opfer von Räuberbanden, die die Deutsche Bank angeheuert hat, um ihnen ihre Darlehensverträge zur Finanzierung von Eigentumswohnungen aufzuschwatzen. Die Räuberbande bestand aus den Inhabern der Fa. Tectum AG, einem kriminellen Bauträger und den Inhabern eines börsennotierten Immobilienkonzerns, die vom Landgericht Berlin kürzlich wegen bandenmäßigen Betrugs dorthin gewandert sind, wo sie hin gehören: In den Knast.
Alle diese Vasallen der Deutschen Bank hatten das Bedürfnis, unbedingt und ohne produktiv zu arbeiten, ein dekadentes Leben in Saus und Braus auf Kosten anderer zu leben. Zur Finanzierung, dieses extremen Egoismus, dieses skrupellosen Strebens nach dem eigenen Vorteil musste ein besonders "kluges Geschäftsmodell" her: Die Vermittlung von Kaufverträgen und Finanzierungen der Deutschen Bank über Schrottimmobilien an unerfahrene Kleinanleger.
Und so entwickelten die Räuberbanden zu ihrem Vorteil und zum Vorteil der Deutschen Bank eine ausgefeilte Methode, um unerfahrene ArbeiterInnen und KleinbürgerInnen so richtig übers Ohr zu hauen:
In ihren Verkaufsprospekten verschweigen sie die 30 Prozent Innenprovision, die direkt an den Vertrieb fließen. Niemand erfährt davon, dass der Bauträger einer Fa. Tectum AG 25 Prozent Erfolgsprovision pro verdealter Wohnung zahlt. Sie zeigten den Geprellten schönfärberische Exposees, die zB nur den prunkvollen Teil des Gebäudes zeigten, aber verschwiegen, dass die zum Verkauf stehende Wohnung im Hinterhaus liegt, nur über einen Dienstboteneingang erreichbar und total abgewohnt, gräuslich zugeschnitten und technisch in einem üblen Zustand ist. Besichtigungswünsche werden unter Hinweis auf eine angebliche Zwangsversteigerung der Wohnung abgelehnt.
Damit das Opfer dennoch kauft, macht man es heiß mit der "super Lage", einem angeblich solventen Mieter -den es natürlich nicht gibt- und der Typ in der Filiale der Deutschen Bank sagt noch "alles prima" und drängt auf eine schnelle Unterschrift.
Und das Opfer macht dann unterm Strich einen Verlust von € 200000, darf € 900 an die Deutsche Bank für nix und wieder nix abdrücken.
Oder wenn man sich selbst diesen Aufwand sparen will?
Dann lässt man ein Callcenter eine Telefonliste abtelefonieren, sucht besonders naive Menschen heraus, erzählt denen die Story vom "Steuern sparen", knallt denen ohne jedwede Erklärung ein Vertragspaket vor, und drängt auf eine Unterschrift. Dass das Opfer gar nicht mal weiß, dass es eine Wohnung für 111 000 DM kauft - spielt keine Rolle. Hauptsache jemandem ein Darlehen um den Hals gehängt, an dem der dann 28 Jahre zahlt und die Provision kassiert. Wovon das Opfer dann die nächsten 28 Jahre leben soll - wen scherts?
Hauptsache Darlehen über 111 000 DM für eine Wohnung mit einem tatsächlichen Verkehrswert von € 35 000 vertickert und eine überhöhte Grundschuld eingetragen. Und weder der kriminelle Bauträger, noch der kriminelle Immobilienvertrieb, noch die saubere Deutsche Bank stimmen einer Rückabwicklung der Verträge zu.
Selbst bei einem der seltenen Vergleiche bleibt das Opfer noch auf € 50 000 Schulden sitzen.
Das große Problem ist: Es sind keine Einzelfälle, sondern das Ganze hat System. Viele Kleinanleger kauften seinerzeit Wohnungen im Schnitt für 120 bis 140 Tsd DM, die oft wegen Mängel wie Schimmel, Wassereinbruch etc. vollkommen unverkäuflich sind. Die Geprellten können also ihre Kredite nicht einmal mehr durch einen Notverkauf der Wohnungen wenigstens teilweise tilgen.
Und wenn die Opfer zum Anwalt gehen, dann sind die kriminellen Bauträger meist zahlungsunfähig und die kriminellen Vertriebsleute entziehen sich der Haftung durch Flucht.
Es handelt sich also um ein breit angelegtes Betrugssystem.
Und die Vasallen der Deutschen Bank?
Nun, alles Münchner und Berliner Party-Angeber-Gesockse mit Luxuswohnungen und Luxusvillen, das das Geld der Geprellten so verprasst hat, wie es reingekommen ist. Spätrömische Dekadenz vom Feinsten: Fressen, Saufen, Fleischeslust und verletzend überhebliches Wesen, Geldgier, Geiz, Habsucht, Profitmacherei kurzum: extreme Egomanie, extremes Vorteilsstreben und absolute Skrupellosigkeit - das macht den perfekten Partner der Deutschen Bank aus.
Und die Deutsche Bank?
Die weiß von alledem nix. Sie hat nur die Objekte finanziert und war nie zu einer Prüfung der Werthaltigkeit der Immobilien verpflichtet. Entsprechend rücksichtslos verhält sie sich, presst die Geprellten bis zum letzten Blutstropfen aus, bevor sie über einen Vergleich nachdenkt. Naja, sie obsiegt auch in der absoluten Mehrzahl der Gerichtsverfahren.
Wie man das trotzdem nennt?
Egomanisch, herzlos und skrupellos auf den eigenen Vorteil bedacht. Eben typisch internationales Finanzkapital. Kommt von einer Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der alles auf Maximalprofit gebürstet ist. Da kann man sich Menschlichkeit nicht erlauben, denn ansonsten geht man unter im Konkurrenzkampf mit anderen Großbanken oder wird geschluckt.
Dass es sich der Deutschen Bank hätte aufdrängen müssen, dass der Vertrieb die Geprellten vorsätzlich arglistig über die Innenprovisionen getäuscht hat - interessiert beim Bankensenat des BGH niemanden mehr wirklich. Man schraubt halt die Beweisanforderungen so hoch, dass die Geprellten den Beweis nie werden führen können. Und das, nachdem die Deutsche Bank die Beschissenen zwölf lange Jahre versucht hat, mit einer dreckigen Verzögerungstaktik finanziell auszubluten und zu zermürben.
Volkswirtschaftliche Gesichtspunkte sollen beim BGH ausschlaggebend gewesen sein für die vollkommen Freistellung des internationalen Finanzkapitals von jeglicher Haftung für die Sauereien der von der Deutschen Bank angeheuerten Räuberbande.
Das waren aber dann sicher nicht Aspekte wie vermehrte Arbeitsausfälle wegen der hohen psychischen Belastung der Geprellten, Verzicht auf weitere Kinder durch die Geprellten mit der Folge einer Beschleunigung des Absinkens der Geburtenraten.
Aber am Schluss macht ein betroffener Arbeiter das einzig Richtige: Er beginnt den Widerstand der Geprellten gegen das internationale Finanzkapital im Gewande der Deutschen Bank zu organisieren. Weiter so! Wir drücken Dir die Daumen, Kollege!
Quelle: Kritische
Standpunkte
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