Opelaner über neues Erpressungsmanöver von GM empört

22.01.13 - Kurz vor der heutigen Info-Veranstaltung des Betriebsrates bei Opel Bochum erhielten die Beschäftigten einen Brief vom GM-Vize Steve Girsky. Er droht mit einer "möglichen vorgezogenen" Schließung des Bochumer Werks bis Ende 2014. Auch könne sich das Unternehmen "beispielsweise keine Tariferhöhungen leisten", solange es offiziell ausgewiesene Verluste schreibe. Das ist ein dreister Erpressungsversuch.


Zumal er nebenbei in dem Brief eine ganz andere Ursache nannte, warum Opel einen provokanten Konfrontationskurs gegen die Beschäftigten in Europa fährt: "Es ist nicht nur unrealistisch, sondern auch illusorisch zu glauben, dass sich der Markt rasch erholt." Damit hat ein Spitzenmann des internationalen Finanzkapitals offen erklärt, dass seine führenden Vertreter davon ausgehen, dass sich die Weltwirtschafts- und Finanzkrise verschärft und dass sie angesichts des Scheiterns ihres Krisenmanagements härtere Saiten gegen die Arbeiter aufziehen wollen.
Wie sehen die Opelaner dieses riesige Erpressungsmanöver? "rf-news" sprach mit dem Ersatzbetriebsrat Steffen Reichelt unmittelbar nach der Informationsveranstaltung:

 

"Rund 1.000 Kollegen hatten sich am Tor 4 versammelt. Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel berichtete über die Verhandlungen zwischen Vertretern der einzelnen Standorte und General Motors über die tarifliche Stundung der 4,3 Prozent Lohnerhöhung. Die Fronten seien klar: GM will die 4,3 Prozent verweigern. Die Kollegen wollen nicht darauf verzichten. Seitens des GM-Vorstand gäbe es nicht die geringste Bereitschaft, irgendwelche Zusagen hinsichtlich der weiteren Produktion zu machen - für kein einziges Werk. Im Gegenzug würden aber weitere massive Verzichte von der Belegschaft gefordert.
Dann haben mehrere Betriebsräte gesprochen. Als einer meinte, dass es jetzt nötig sei, noch andere Maßnahmen zu ergreifen, gab es sehr großen Beifall. Ich ging dann zuerst auf den internationalen Aktionstag der GM-Arbeiter ein, der morgen stattfindet. Ich habe berichtet, wie wichtig es gerade jetzt ist, dass diese gemeinsame Initiative von Arbeitern aus Brasilien, USA, Kolumbien, Argentinien, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich zustande gekommen ist. Weiter habe ich von der Solidaritätsaktion der Kollegen in Brasilien berichtet, die heute in einen zweistündigen Streik getreten sind und mit 4.500 Kollegen für eine Stunde die Autobahn besetzten. Dafür gab es einen Riesenapplaus.

 
Danach hat noch ein weiterer kämpferischer Kollege gesprochen und gesagt, dass es im Moment keinen Grund gibt, wieder an die Arbeit zu gehen, solange es von GM keine Aussage gibt, dass die 4,3 Prozent ausbezahlt werden. Er hat dann eine Abstimmung darüber durchgeführt, nach der Infoveranstaltung noch vor Ort zu bleiben. Ein Teil der Anwesenden war dafür, ein Kollege schätzte 20 Prozent. Bei der Gegenprobe hatte keiner die Hand gehoben. In der weiteren Folge wurde dies Abstimmungsergebnis leider zerredet."

Aus Brasilien erreichte "rf-news" heute das "Manifest der Arbeiter von GM" in sechs Sprachen zum morgigen internationalen Aktionstag der Arbeiter von GM. Es endet mit den Worten: "Wir können unsere Kämpfe, unsere Forderungen und unsere Rechte stärken durch Organisierung und Solidarität. Es ist Zeit zu kämpfen! Lasst uns zusammen kämpfen! Lasst uns die Arbeitereinheit und die Kämpfe international entwickeln gegen die globalen Attacken von GM!"
Das ganze Manifest kann hier in deutsch und in englisch gelesen werden.
"rf-news" wird weiter berichten.

 

Quelle: RF News

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